Vom FC Wettingen auf den Sand

Noel Ott aus Wettingen wurde als «Aargauer Sportler des Jahres» nominiert.

In Action: Noel Ott mit der Nummer 10 in Rot im Länderspiel gegen England, welches im Herbst 2021 in Aarau stattfand. Alexander Wagner
In Action: Noel Ott mit der Nummer 10 in Rot im Länderspiel gegen England, welches im Herbst 2021 in Aarau stattfand. Alexander Wagner

Noel Ott hat wie so viele kleine Jungs beim FC Wettingen mit dem Fussball begonnen. Er war talentiert und landete bei GC, wo er die Ausbildung durchlief und mit mehreren heutigen Profis spielte. Doch nach der U-18-Auswahl war Schluss, Ott wurde aussortiert. «Das war bitter», sagt Ott, der heftig dran zu beissen hatte. Eine gute Kollegin seiner Mutter machte ihn auf die damals noch neue Sportart Beachsoccer aufmerksam. Er probierte es zwar noch auf dem Rasen beim FC Baden, doch der Fussball auf Sand hatte es ihm angetan.

Und sein Weg auf dem Sand ging schnell nach oben. Seit zehn Jahren ist der Wettinger in der Schweizer Nationalmannschaft und hat mittlerweile 170 Länderspiele bestritten. Dafür hat er aber auch enorm viel investiert: Vier- bis fünfmal trainiert er auf dem Sand, unter anderem auch in Basel. Dazu kommen individuelle Einheiten im Kraftraum. Und dies alles für Gotteslohn. Obwohl er zu den besten Beachsoccerspielern der Welt gehört, zahlt er alles aus dem eigenen Sack. Er arbeitet zu 100 Prozent in der Personalabteilung einer grossen Firma.

Sportliche und berufliche Karriere

Höhepunkt seiner bisherigen sportlichen Karriere ist die Weltmeisterschaft in Moskau. Die Schweiz erreichte den dritten Rang. Als absolute Krönung wurde der Wettinger Ott zum «Most valuable Player», zum besten Spieler der gesamten WM, gewählt.

Doch während sich die Stars auf dem Rasen verwöhnen liessen, musste Ott die Zeit zwischen den Partien und den Trainings effizient nutzen. Denn neben diesem happigen Programm absolvierte er eine Weiterbildung: Er hat für den eidgenössischen Fachausweis Human Ressource (HR) gelernt. Auch dank des Büffelns während der WM hat er die Prüfung souverän bestanden. Doch lange feiern konnte der Captain der Nationalmannschaft den dritten Rang an der WM und die persönliche Auszeichnung kaum: Am Sonntag wurde der Final in Moskau gespielt, am Montag ging es nach Hause und bereits am Dienstag war er wieder im Büro.

Wenig Geld – viel Ehre

Zwar verdient er praktisch mit seinem Sport nichts und muss sogar drauflegen und seine gesamten Ferien für Trainingslager und Turniere hergeben. Aber wenigstens werden seine Leistungen wahrgenommen und er erfährt viel Ehre: Neben der Wahl zum MvP an der WM wurde er auch für den «Schweizer Sportler des Jahres» nominiert. «Ich war schon überrascht, dass ich überhaupt nominiert wurde. Das alleine ist schon eine grosse Ehre. Und es ist beste Werbung für unsere Sportart», freut sich der bescheidene Wettinger. Am Ende räumte jedoch Nati-Goalie Yann Sommer 70 Prozent der Stimmen ab und gewann die Wahl deutlich. Doch es geht praktisch nahtlos weiter: Ott, der im Januar seinen 28. Geburtstag feierte, wurde als «Aargauer Sportler des Jahres» vorgeschlagen. Natürlich freut er sich. Was er sich erträumen darf, weiss er nicht: «Die Chancen abzuschätzen, ist enorm schwierig.» Und ergänzt in seiner für ihn typischen zurückhaltenden und höflichen Art: «Verdient haben es alle.»

Messi im Sand

Der wahre Ritterschlag ist aber nicht nur die Nominationen für die Ehrungen. Sondern der Wettinger wird von vielen als der beste Beachsoccerspieler der Welt bezeichnet. «Messi des Beachsoccer» durfte er schon oft lesen und hören. Doch die Diskrepanz zwischen den Stars auf dem Rasen und den Cracks im Sand scheint ihn wenig zu stören. «Natürlich ist es manchmal ein Thema unter uns Spielern. Aber wir sind verantwortlich für unsere Leistungen», betont er. So kann es sein, dass der Weg vom Altenburg in Wettingen ins Tägi führt. Denn die Ehrung zum «Aargauer Sportler des Jahres» wurde jahrelang im Go Easy in Station Siggenthal ausgetragen, dieses Jahr zum ersten Mal in Wettingen. Es wäre ein wahres Heimspiel, wenn der Messi des Beachsoccer in seiner Heimat geehrt würde.

So funktioniert das Voting

Das Voting für die Wahl «Aargauer Sportler des Jahres» ist ab Samstag, 19. Februar, geöffnet. Es kann sowohl per SMS als auch online abgestimmt werden. Das Voting läuft bis am Mittwoch, 2. März. Der Titel «Aargauer Sportler des Jahres 2021» wird im Rahmen der Sport-Gala übergeben, die am Freitag, 4. März, im Tägi Wettingen durchgeführt wird. Weitere Infos: www.aargauersport.ch/sport-gala

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