Wirte freuen sich über die Wiedereröffnung ihrer Lokale

Seit knapp zwei Wochen sind Restaurants und Bars wieder geöffnet. Aber mit teils strengen Vorgaben. Wie ist es den Gastronomen ergangen?

Das neue japanische Restaurant Kasai in Wettingen war vor dem Lockdown nur vier Tage offen. Sibylle Egloff
Das neue japanische Restaurant Kasai in Wettingen war vor dem Lockdown nur vier Tage offen. Sibylle Egloff

Knapp zwei Monate, von Mitte März bis Mitte Mai, mussten Restaurants und Bars in der ganzen Schweiz ihre Türen schliessen. Manche haben die Zeit für Renovationen genutzt. Andere haben ihre Menüs zum Abholen angeboten. 

Seit 11. Mai, also seit knapp zwei  Wochen, können sie nun wieder Gäste bewirten. Allerdings mit Auflagen. Das Schutzkonzept für die Gastronomie umfasst sieben Seiten. Der Inhalt des Konzepts ist bekannt: Pro Tisch dürfen sich nur vier Personen setzen. Die Tische müssen zwei Meter voneinander entfernt sein. Das Personal muss nach jedem Besucher Speisekarten, Tische und Stühle desinfizieren. «Ja, die Massnahmen sind rigoros. Aber wenn sie dazu dienen, die Fallzahlen zu senken, sind sie sinnvoll», sagt Bruno Lustenberger, Präsident von GastroAargau, gegenüber der Limmatwelle. Er schätzt, von den 1200 Mitgliedern des kantonalen Verbands hätten etwa 800 bis 900 ihre Lokale wieder geöffnet. «Es brennt uns Wirten unter den Nägeln. Ferien sind zwar schön, aber wir wollten wieder Gäste bewirten», sagt er. Er selbst betreibt das Hotel Krone in Aarburg (AG). Die Recherchen der Limmatwelle bestätigen die Aussage Lustenbergers: Die allermeisten Restaurants sind wieder offen. 

Das «Alpenrösli» in Würenlos hat noch Platz für 90 Gäste

Eines dieser Restaurants, die seit 11. Mai wieder geöffnet haben, ist das «Alpenrösli» in Würenlos. «Wir haben uns die Massnahmen angeschaut und entschieden, das Beste daraus zu machen», sagt Serviceangestellte Fatma Karabulut. Auch finanzielle Überlegungen hätten zu diesem Entscheid geführt. Das Restaurant hat normalerweise 130 bis 140 Plätze. Durch das Schutzkonzept sind es noch etwa 90 Stück. Das Konzept sah ursprünglich auch vor, dass sich die Gäste mit Namen registrieren, um sie vor allfälligen Infektionen im Nachhinein zu warnen. Dies ist mittlerweile lediglich noch eine Empfehlung. Das «Alperösli» hält sich daran. «Man kann bei uns das Formular ausfüllen, wenn man will. Es ist aber kein Müssen», so Karabulut. Schlechtes Feedback hätten sie bisher nur wenig erhalten. Es gehe halt alles etwas länger. Die Wiedereröffnung sei ruhig verlaufen. Am vergangenen Wochenende hätten sie mehr Gäste gehabt. «Ich denke, die Reservationen steigen langsam wieder an.»

Ebenfalls seit dem 11. Mai ist der «Sternen» in Spreitenbach wieder geöffnet. Das Lokal umfasst normalerweise 180 Plätze. Derzeit sind es noch deren 100. «Wir sind damit in einer komfortablen Situation», sagt Wirt Hans Steiner. Sie können sich problemlos an die Massnahmen halten. «Deshalb haben wir auch wieder geöffnet.» Die Arbeitsabläufe seien zwar aufwändiger, aber die Gäste seien froh, dürften sie wieder mehr nach draussen. Bislang hätten sie keine grossen Diskussionen mit den Gästen wegen der Massnahmen gehabt. «Sie sind alle gut informiert, wissen, worum es geht, und haben die Situation akzeptiert.» 
Keinen einfachen Start hatte das Restaurant Kasai in Wettingen. Das japanische Lokal ist seit dem 12. März im alten «Texmex» beheimatet. Damit konnte es seine Tore nur vier Tage vor dem Lockdown offen halten. «Uns gehören mit dem Restaurant Torre und der Bar Laden 5 noch andere Gastronomiebetriebe. Dadurch stehen wir finanziell solide da. Der Lockdown bedeutet nicht das Ende für uns», sagt Christian Schneitter. Er ist der Inhaber vom «Kasai». «Eine Neueröffnung nicht wieder öffnen geht nicht. Wir wollen, dass die Leute uns wahrnehmen.» Wirtschaftlich gesehen lohne sich der Betrieb allerdings nicht: Die Versicherungen würden nicht mehr vollständig zum Einsatz kommen. Auch kann das Lokal nur begrenzt Kurzarbeit anmelden. «Wir bezahlen jetzt mehr Geld. Denn wir können das Restaurant nur zu 50 Prozent besetzen.» Normalerweise hätte das Lokal 50 Plätze. Jetzt sind es noch 28. Die Mitarbeitenden tragen keine Masken. Von den Gästen hätten sie gehört, dass Masken ein Gefühl des Unwohlseins auslösen. «Man geht in ein Restaurant, um zu geniessen. Die Gäste sind sich der Gefahr bewusst», ist Schneitter überzeugt. Masken dienen daher eher dazu, dass man sich unwohl fühle, da man ständig an diese Gefahr erinnert werde. 

Am 1. März haben Sascha Bart und seine Verlobte Sandra Annen das Restaurant Santos in Neuenhof übernommen. Auch ihnen spielte der Virus nicht gerade in die Karten. «Anstatt Gäste zu bedienen, haben wir renoviert», sagt Bart. Das Restaurant, das statt 140 Plätze noch 65 hat, ist seit dem 11. Mai wieder offen. Sie seien aber skeptisch gewesen: «Einerseits wollten wir die Gäste nicht im Stich lassen. Andererseits waren wir uns unsicher, ob sie überhaupt kommen würden.» Momentan mache das Restaurant etwa einen Drittel des gewohnten Umsatzes. Die Gäste seien vorsichtig, sagt Bart. Momentan würden er und Annen das Restaurant alleine führen. Er kocht, sie serviert. Die anderen Angestellten haben nach wie vor Kurzarbeit. Die Rückmeldungen von den Gästen seien gemischt: «Einige loben uns. Andere finden es lächerlich, wenn sie zu fünft den ganzen Tag zusammen arbeiten, aber im Restaurant nicht an einem Tisch sitzen dürfen», meint Bart. Dieses Widerspruchs sei er sich bewusst. Eine Busse wolle er aber nicht riskieren.

Neue Wirte im «Santos» haben in der Zwangspause renoviert

Ebenfalls wieder offen seit knapp zwei Wochen ist das «Schwyzerhüsli» in Killwangen. Laut Wirt Budirim Jovanovic habe das Lokal mit den Schutzmassnahmen 60 statt 74 Plätze. «Wir haben Vorhänge aufgehängt und Stellwände aufgestellt», sagt er. Manche der Gäste hätten sich auf den Wänden sogar verewigt. «Die Menschen, die optimistisch eingestellt sind, gehen wieder ins Restaurant. Die anderen bleiben zuhause.» Das Lokal an der Zürcherstrasse war während zweier Monate geschlossen. Der Aufbau eines Takeaways hätte sich nicht gelohnt, sagt Jovanovic. Der Restaurantbetrieb sei aber wieder gut angelaufen. «Am Mittag haben wir noch nicht so viele Gäste. Aber über die Besuche am Abend dürfen wir uns nicht beschweren.» 

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